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Schriftliches Kurzinterview mit Volksschuldirektor Andreas Zwanzger ◄

Frage 1: Als Volksschuldirektor bist du in vielschichtige Care – Beziehungen eingebunden und betreust nicht nur die SchülerInnen, sondern auch das Lehrpersonal, Eltern, GemeindevertreterInnen. Was bedeutet Care für dich als Leiter zweier Volksschulen?

Zu den genannten Beziehungsfeldern zählen auch noch Nachmittagsbetreuung und die beiden Kindergärten. Außerdem ist es auch wichtig, mit den Vorgesetzten in der Bildungsdirektion in gutem Kontakt zu bleiben. Care bedeutet für mich auch einen salutogenen Führungsstil zu pflegen. Alle Beteiligten sollten in gegenseitiger Wertschätzung versuchen, miteinander umzugehen. Das ist ein sich ständig entwickelnder Prozess, der viel Empathie und Selbstreflexion erfordert.

Kommunikation ist der Schlüssel zur positiven Auseinandersetzung im menschlichen Zusammensein.

Frage 2: Welchen Herausforderungen begegnest du innerhalb dieser Care–Beziehungen?

Die Herausforderungen liegen eindeutig in den verschiedenen, oft konträren Persönlichkeitsstrukturen der SchülerInnen, Eltern, BetreuerInnen und PädagogInnen, und deren diversen Befindlichkeiten. Kommunikation ist der Schlüssel zur positiven Auseinandersetzung im menschlichen Zusammensein. Dabei sollte übrigens jeder danach trachten, sich selbst nicht so wichtig zu nehmen.

Frage 3: Was unternimmst du, um Selbstfürsorge zu pflegen?

Eine ganz wichtige Frage! Nicht nur der Körper, sondern auch der Geist braucht Nahrung und Erholung. Das Lesen ist in diesem Zusammenhang sehr wichtig für mich. Gute Bücher sind wie wirkliche Freunde im Leben. Sportliche Betätigung sei an dieser Stelle auch erwähnt. Tennis, sowohl im Einzel als auch im Doppel, macht mir großen Spaß, wie auch das Wandern in der großartigen steirischen Bergwelt. Nicht zu vergessen sind auch die Treffen mit Freunden in kleiner oder großer Runde. Und einmal, besser zweimal im Monat, gehört auch ein Besuch in der Thermenregion zur Erholung dazu.

Frage 4: Was ist das schönste Care–Erlebnis während deiner Zeit als Lehrer bzw. Direktor?

In 40 Dienstjahren sammeln sich viele wunderbare Erlebnisse an. Ich möchte meine erste und meine (bisher) letzte Erfahrung zum Besten geben:

Als ich als Zwanzigjähriger im Vinzentinum in Graz meine allererste Unterrichtsstunde hielt, meinte der Mentor: „Bei Ihnen, Herr Zwanzger, ist mir aufgefallen, dass die SchülerInnen nach drei Minuten Unterricht herzlich gelacht haben. Ich möchte Ihnen für Ihre berufliche Laufbahn Folgendes mitgeben: Jede Unterrichtsstunde, in der nicht auch gelacht wird, ist eine verlorene Stunde!“

Vor wenigen Tagen betrat ich die erste Klasse in der Volksschule Riegersburg. Da kam ein 6-jähriger Schüler auf mich zu: „ Herr Direktor, ich weiß jetzt, wie du in Wirklichkeit heißt.“ Ich fragte den Buben erstaunt: „Wie heiße ich denn in Wirklichkeit?“ „Du heißt in Wirklichkeit Andreas!“ „Und wie heißt eigentlich du in Wirklichkeit?“ „Pauli!“

Zum Abschluss ein Zitat vom steirischen Heimatdichter Peter Rosegger:
„Man muss die Kinder liebhaben, wenn etwas aus ihnen werden soll.“

© Pixabay
Schriftliches Kurzinterview mit einer Lehrperson, die anonym bleiben möchte

Frage 1: Als Lehrperson bist du in vielschichtige Care-Beziehungen eingebunden und betreust nicht nur SchülerInnen, sondern arbeitest auch eng mit KollegInnen und Eltern zusammen. Was bedeutet Care für dich als dipl. Päd.?

Neben der Versorgung mit fachlichen Inhalten bedeutet für mich Care für die SchülerInnen da zu sein und ihnen zuzuhören. Gerade in Zeiten des Kriegs und der Pandemie sind schulische Fragen oft nebensächlich und man ist mit Ängsten und Sorgen von SchülerInnen konfrontiert. Hier versuche ich einerseits für meine SchülerInnen da zu sein und andererseits im Unterricht bewusst den Fokus auf ein “leichteres” Thema zu lenken, damit man zumindest für einige Zeit die Schwere der momentanen Geschehnisse vergessen kann.

Frage 2: Welchen Herausforderungen begegnest du innerhalb der schulischen Care-Beziehungen?

Für mich persönlich ist es wichtig, nicht auf mich selbst zu vergessen, wenn ich mit meinen SchülerInnen arbeite. Es ist auch für die Lehrperson wichtig, Grenzen zu ziehen.

Frage 3: Was unternimmst du, um Selbstfürsorge zu pflegen?

Ich nehme für mich nach getaner Arbeit bewusste Auszeiten, wo ich nicht arbeite und auch meine Mails nicht lese. Es ist wichtig, Grenzen zwischen dem beruflichen und privaten Bereich zu ziehen.

Frage 4: Was ist das schönste Care-Erlebnis während deiner Zeit als Lehrperson?

Eine Schülerin, die ich zu jenem Zeitpunkt erst drei Wochen unterrichtet hatte, bat mich um ein Gespräch. Sie erzählte mir, dass sie unter Panikattacken und Angst- sowie Schlafstörungen litt. Sie wollte aber nicht, dass ihre Eltern oder andere Personen davon erfuhren. In einigen Gesprächen schaffte ich es, dass sie sich ihren Eltern und in weiterer Folge auch einem Therapeuten öffnete. Heute hat die Schülerin ihre Panikattacken überwunden und kann mit ihren Ängsten viel besser umgehen. Für mich war es schön, diese Schülerin auf einem Teil ihres Weges begleiten und unterstützen zu dürfen.

© Pixabay
Schriftliches Kurzinterview mit Volksschuldirektorin und Kinderbuchautorin Saskia Hula

Frage 1: Als Volksschuldirektorin sind Sie in vielschichtige Care-Beziehungen eingebunden und betreuen nicht nur die SchülerInnen, sondern auch das Lehrpersonal, die Eltern und behördliche Vertretungen. Was bedeutet Care für Sie als Leiterin einer Volksschule und als Pädagogin?

Ich sehe es als meine Aufgabe als Schulleiterin, die Rahmenbedingungen für eine glückliche Schule zu schaffen. Die Kinder sollen sich in einem von Vertrauen und Zuneigung geprägten Umfeld in ihrem Tempo möglichst gut entwickeln können, und im Idealfall arbeiten Eltern, Lehrpersonal und FreizeitpädagogInnen dabei Hand in Hand. Ich arbeite auf ganz vielen Ebenen daran, dass das gelingt.

Frage 2: Welchen Herausforderungen begegnen Sie innerhalb der schulischen Care-Beziehungen?

Konflikte zwischen Eltern und LehrerInnen, unterschiedliche Sichtweisen, Kommunikationsprobleme, aber auch mangelnde Wertschätzung und fehlendes Verständnis für den jeweils anderen… Wo viele Menschen sind, gibt es auch immer wieder Probleme. Mir ist es wichtig, lösungsorientiert damit umzugehen und in einer angstfreien Atmosphäre gemeinsam am Miteinander zu arbeiten.

Frage 3: Was unternehmen Sie, um Selbstfürsorge zu pflegen?

Ich bin viel in der Natur, ich gestalte meinen Garten, ich spiele mit meinem Enkelkind… Vor allem aber versuche ich grundsätzlich auch, mit mir liebevoll umzugehen, mir Fehler zuzugestehen, den Mut zur Lücke auszubauen, mich über kleine Schritte zu freuen und auf jede Form von Perfektionismus zu verzichten.

Die Kinder sollen sich in einem von Vertrauen und Zuneigung geprägten Umfeld in ihrem Tempo möglichst gut entwickeln können, und im Idealfall arbeiten Eltern, Lehrpersonal und FreizeitpädagogInnen dabei Hand in Hand.

Frage 4: Was ist das schönste Care-Erlebnis, das Sie während Ihrer Zeit als Lehrerin, bzw. Direktorin erfahren durften?

Vor vielen Jahren hatte ich in meiner Klasse ein Kind, das unter extrem schlechten Umständen gelebt hat. Dieses Kind habe ich viele Wochenenden hindurch zu mir nach Hause eingeladen und mich darum gekümmert, dass es ein paar schöne Tage hat. Das war ziemlich unprofessionell, aber sehr schön.

Ansonsten habe ich ein Jahr lang innerhalb eines Projekts Hausbesuche bei den Familien meiner Schüler gemacht. Die Wertschätzung und Offenheit, die mir dabei aus völlig unterschiedlichen Kulturkreisen begegnet ist, war ebenfalls sehr bereichernd für mich.