lendplatz 23 – ein haus für studenten – rückblick

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Jomo Ruderer (wohnlabor) ◄

Das Studentenwohnhaus am Lendplatz ist als selbstorganisierter Gemeindebau für Studierende ein außergewöhnliches Beispiel für ein gemeinschaftliches Wohnprojekt in öffentlicher Hand. Die Entwicklung des Projekts hat im Wesentlichen fünf Akteure, die in ihrem Zusammenwirken zur Entstehung des gemeinschaftlichen Wohnprojekts – Ein Haus für Studenten – führten. Diese sind das Vorstadthaus am Lendplatz 23, dessen Kern auf die Gründung der Platzanlage zurückgeht und sich seit 1948 im Eigentum der Stadt Graz befindet; die Altstadt-Sachverständigenkommission, die mittels eines negativen Abbruchbescheids den geplanten Abriss 1979 verhindert hat; das Studentische Wohnungsservice (SWS), das sich 1978 aufgrund der studentischen Wohnungsnot gegründet hat und gemeinsam mit der Stadt Graz und dem Architekten Volker Giencke die Revitalisierung des Bestands zum Haus für Student*innen umsetzte.

Studentenhaus am Lendplatz 23, Außenansicht, 2020.
© Jomo Ruderer

Das SWS suchte nach neuen Lösungen zur Verbesserung der schwierigen Wohnsituation für Studierende. Nach dem Motto „Studentenwohnungen statt Studentenheime“ wurde aufgrund der hohen Wohnzufriedenheit und Identifikation mit dem Wohnumfeld ein Konzept für weitgehend autonome Wohngemeinschaften entwickelt. Mittels der Sanierungsförderung (Objektförderung) und Wohnbeihilfe (Subjektförderung) des Landes Steiermark konnte ein Mietpreis erzielt werden, der 30-40% unter dem marktüblichen Preis lag.

Von der Ein-Personen-Wohnung bis zur Sechs-Personen-Wohngemeinschaft ist in 10 Wohnungen eine Hausgemeinschaft für 31 Studierende vorgesehen. Gemeinschaftlich genutzte Räume vom Kellergeschoss bis zur Dachterrasse werden von den Studierenden selbst organisiert und gestaltet. Besonders der „Partykeller“ und der Innenhof gelten als zentrale Orte der Begegnung und tragen zu einer besonderen Hausgemeinschaft bei.

Nach einem Sanierungsrückstau und Änderungen in der Verwaltung steht das Gebäude bis auf zwei Wohnungen leer. Eine angemessene Nutzung für das mehrfach ausgezeichnete Gebäude(1) wird aktuell gesucht.


(1) Großer Österreichischer Wohnbaupreis 1987 und Steirischer Landespreis für Architektur 1988.