horizontprobleme

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(Auszug)

Martin Peichl ◄

Ein weites vermessenes Land

Wir könnten einfach alles zusammenpacken, unsere Mietverträge, unsere Jobs kündigen, neue Telefonnummern, neue E-Mail-Adressen, keine Nachsendeaufträge,

weg von den Ex-Freunden, weg von den Ex-Freundinnen, und endlich machen die Preise im Wirtshaus wieder Sinn, und zu Weihnachten, wenn wir Glück haben, liegt sogar Schnee.

Wir brauchen nicht viel, wir brauchen nur uns und vielleicht ein Auto, eine Weinstellage und einen Rasenmäher.

Die Karotten werden nicht jedes Jahr gleich groß sein, es wird Jahre geben, da sind in allen Kirschen Würmer drin,

und wenn wir Pech haben, ist unser Nachbar ein alter Nazi, der die Spatzen mit dem Luftdruckgewehr aus den Zwetschgenbäumen schießt.

Aber für die Kinder ist es natürlich ein Paradies: ein weites Land.

Für die Kinder ist es die beste Lösung: ein weites, ein vermessenes Land.

Für die Kinder, die wir nicht bekommen werden.

Foto: Evelyn Schalk

Zwei bis drei Banküberfälle

Ich habe jemanden im Regen kennengelernt, will ich dir erzählen, erzähle ich dir nicht, und dass ich schon wieder Spam-Mails bekomme, von denen ich mich besser verstanden fühle als von dir, will ich dir erzählen, erzähle ich dir nicht, dass ich nur mehr bleibe, weil ich wissen will, wie es ausgeht, will ich dir erzählen, erzähle ich dir nicht.

Dann presse ich mein Ohr gegen die Straßenlaterne vor unserem Küchenfenster, weil ich das Licht fließen hören möchte, und jedes Mal, wenn ich den Rückwärtsgang einlege, denke ich an die zwei bis drei Banküberfälle, die uns zum Glück fehlen. Dass meine Vorstellung von Romantik in ein Fluchtfahrzeug passt, will ich dir erzählen, erzähle ich dir, kurz nachdem du eingeschlafen bist.