irgendwie normal leben können

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Interview: Adina Camhy; Transkript: Carlotta Bonura ◄

Im Gespräch erzählt Dunja Novak*, eine Bewohnerin des Haus Rosalie, von ihren Erfahrungen bei der Wohnungssuche in Graz, von ihren Wünschen und Forderungen an die Politik. (*auf Wunsch wurde der Name anonymisiert)

Seit wann sind Sie im Hause Rosalie und wie sind ihre Erfahrungen hier?
Ich wohne seit Dezember 2019 mit meinem Kind hier. Von der Leitung, über die ehrenamtlich arbeitenden Betreuer*innen bis hin zu den anderen Bewohnerinnen ist alles wunderbar. Sie sind wirklich alle toll und bemühen sich. Egal, was man braucht, sie sind immer für uns da.

Wie sind Ihre Erfahrungen mit der Wohnungssuche in Graz?
Es ist schwierig, eine leistbare Wohnung in Graz zu finden. Die Mietpreise sind in die Höhe geschossen. Alleinerziehende – vor allem Frauen – sind besonders betroffen, da wir wegen der Kinder nicht Vollzeit arbeiten können und dadurch auch weniger verdienen. Mit einem geringen Einkommen ist es sehr schwierig ohne Hilfe der Gemeinde oder des Sozialamts eine Wohnung zu finden. Ich kenne auch verheiratete Paare mit Kindern – beide Elternteile arbeiten, aber sie tun sich wirklich schwer die Miete zu zahlen. Es ist schwer zu leben. Es ist eigentlich eine Schande.

Haben Sie die Aussicht eine Gemeindewohnungen beziehen zu können?
Ja, es ist eine Option, weil ich mir etwas anderes nicht leisten kann. Ich habe versucht eine Wohnung am privaten Wohnungsmarkt zu finden, aber die, die ich mir leisten kann, sind zu klein – 30m2 mit einem Kind ist einfach zu eng. Es gibt auch Stadtteile, die ein bisschen billiger sind, aber trotzdem ist es immer noch zu teuer. Ohne Gemeindewohnung geht es für jemanden wie mich leider nicht.

Wo sehen Sie die Probleme beim Wohnen in Graz?
Ganz klar bei den Mietpreisen! Es ist wirklich schlimm geworden. Die Leute können sich die Mietwohnungen am privaten Wohnungsmarkt nicht mehr leisten. Es werden zwar immer mehr Neubauwohnungen gebaut, aber Neubau ist viel zu teuer – ich weiß nicht, wer sich das leisten kann.

Einige Probleme, die das Wohnen betreffen sind durch die Corona-Krise vielleicht noch sichtbarerer geworden …
Ein großes Problem sehe ich da, wo Menschen keine Unterkunft haben. Was ist mit den Obdachlosen? Was kann man für sie tun, damit sie nicht auf der Straße sind? Es braucht mehr Einrichtungen und Unterkünfte und auch mehr Frauenhäuser. Gerade jetzt in der Corona-Krise müssen viele Frauen jeden Tag Gewalt ertragen.

Was würden Sie sich wünschen von der Politik, um die Situation jetzt und generell zu verbessern?
Man könnte viel machen, aber der Wille muss da sein. Ich wünsche mir, dass von der Politik auch auf die „kleinen Menschen“ geschaut wird; dass nicht nur schön geredet, sondern auch gehandelt wird. Die Einkommen sollten höher sein und die Einkommenssteuer niedriger. Die Miete sollte endlich mal leistbar sein. Das wünsche ich mir auch für alle anderen. Dass man irgendwie normal leben kann. Dass ich mir keine Sorgen machen muss, ob mir das Geld bis Ende des Monats reichen wird.