Michael Wrentschur ◄
Die Covid19-Lock-Down-Phase führte zu einer vorübergehenden ‚Entleerung‘ des öffentlichen Raumes – auch mit 80% weniger Autoverkehr: Für Menschen in dicht verbauten Gebieten und ohne Balkon oder Garten war es in dieser Zeit besonders herausfordernd, nahezu immer in ihren Wohnungen bleiben zu müssen. Ebenso war und ist es in vielen Gebieten schwierig, in unmittelbarer Wohnumgebung einen leicht zugänglichen, nicht versiegelten, erholsamen Platz im Grünen zu finden – im Unterschied zu Menschen, die von ihren Wohnungen und Häusern direkt ins Grüne können.
Diese Situation inspirierte zu Vorstellungen, wie der öffentliche Raum einer nahezu autofreien Stadt so gestaltet und verteilt werden könnte, dass es allen Bewohner*innen möglich wäre, ‚ihren‘ Garten zu nutzen, direkt vor ihrer Eingangstüre, im Schatten eines Baumes, umgeben von Büschen und Blumen statt von den Autos auf den Parkplätzen.
Als eine Vorwegnahme dieser Vorstellung wurde die Aktion „Wo ist mein Garten“(1) realisiert, bei der temporäre Erholungsräume auf öffentlichen Plätzen im unmittelbaren Wohnumfeld gestaltet wurden. Und das geht eigentlich ganz leicht: ausgerüstet mit Rasenteppich, Pflanzentopf, Sitz- und Liegemöglichkeit, Sonnenbrille und Lesestoff …:
Diese Aktion verweist nicht nur auf die Vorstellung, wie öffentliche Räume anders und eben auch als Erholungsräume genutzt werden können, sondern auch auf urbane Macht- und Ungleichheitsverhältnisse: Wie viel Platz steht dem Verkehr und dabei vor allem dem ruhenden Verkehr zur Verfügung? Wer hat privaten, individuellen Zugang zu Grünräumen (und kann sich mit Zäunen und Hecken gegen andere abschotten)? Wieso sind gerade in dicht verbauten Gebieten Grünräume so rar und wie kann allen ein Raum für Erholung im Freien zugestanden und ermöglicht werden?
(1) Diese Aktion wurde im Rahmen der Projekte „Future Games“, „Start the Change – Climate*HeroeZ“ und „Graz 2040: Young People Acting“ von InterACT und Transition Graz durchgeführt, bei denen es jeweils um Zukünftsentwürfe von jungen Menschen im Sinne einer sozial, ökologisch und ökonomisch radikal veränderten Stadt Graz geht.