Menetekel

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Thomas Gföllner ◄

Du lebst in einer Welt der
Wirtschaftsdepression
mit Anpassungsstörung.
Immer mehr
Menschen fragen,
ob du vorhast,
dich umzubringen.
Vielleicht tust du das,
nur weißt du es nicht.

Der Gedanke
hält dich gefangen,
wie ein vorbereiteter Nachruf
auf eine berühmte Persönlichkeit,
die noch am Leben ist.
Früher war alles besser –
oder?

Du riechst nach Lagerfeuer
und überreifen Früchten,
kannst nichts mehr lesen,
denn du hast zu viel geschaut;
die Zeilen verrinnen.
Es ist auch nicht mehr Zeit zu lesen,
also steh jetzt auf,
geh dort raus
und entzünde
diese Welt.

Planetare Paradigmen-Bringschuld

Stockholm, Bukarest, Rom, Zürich…
Diese Worte
so austauschbar,
nur Himmelsrichtungen.
Eine Nacht im Zug
nach Berlin
entspricht der Stunde
in zehntausend Metern Altitude,
Ausblick auf Asphalt.

Menschen schlafen vor Konsumtempeln
auf der Straße, im Inneren
Glück als Utopie.
Sie nennen es Friedensprojekt,
doch geht es vorrangig um die Freiheit
der Waren;
ein marodes Körper-Ersatzstück,
eine schmerzende Prothese,
ein fauliges Implantat.

Irgendjemandem bedeutet das
was.
Den TräumerInnen,
die sich ausgenommen haben,
oder es wurden.
Handstreichartig.
Auf dem Weg zur Verbundenheit:
Zerrissene Flaggen!

Verschwendete Zeit,
verschwindendes Land
erweise unser Gestirn;
widerlege
den Unstern.

Der unvernünftige Mensch

Blaumänner
schlagen Schatten
auf die Straße,
das Bier in der Hand.
Im Immobilienteil liegen
Wohnungen
zu Millionenpreisen;
kosten ein müdes Lächeln.

Jede neue Welt,
jede Idee,
widert sie an;
alle Vorstellungen gecancelt,
die Profiteure treiben es
zum Exzess
und in der Höhle der Löwen
werden milliardenschwere
Einhörner gemolken.

Ich sitze am Abgrund
und denke,
wenn ich nicht nur
an mich dächte.