Fucked by the system

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Gunilla Plank ◄

Vorab

Ich kann es sehen, bei anderen Frauen, manchmal auch bei Männern. Den Schmerz, die Erfahrung, die Enttäuschung, das Wissen, dass sich das Erlebte nicht vermitteln lässt.
Weil es zu tief verwurzelt ist in der Gesellschaft ,in der wir leben, nicht öffentlich gemacht werden kann ohne Namen zu nennen. Weil diese Namen Bedeutung haben für uns und das Umfeld, in dem wir leben. Weil wir das Stigma des Opfers nicht an uns kleben haben wollen.

Ein Versuch

Es beginnt mit dem Überschreiten einer unsichtbaren Grenze, auf der anderen Seite liegt die Macht. Frau fällt, stolpert, springt, wird gestoßen oder wächst über den ihr zugestanden Raum einfach hinaus.
Sie wird zu viel. Zu viel an Meinung, an Freiheit, an Veränderungswunsch, an Idealismus, an Glauben an die eigenen Fähigkeiten und Gestaltungswillen, an grundsätzlichem Existenzbewusstsein.

Und dann

Als würde die Luft aus allen Räumen gesaugt, die Türen nach der Reihe zuschlagen, die Blicke aller sich drehen. Someone is pissed! Nebel. Keine Sicht, kein Durchblick, Orientierungslosigkeit. Irgendetwas geschieht im Hintergrund, ein Leben im zerbrochenen Glashaus. Vorsicht, die Scherben beginnen zu fallen. Und die anderen? Sie wissen es. Dass passiert ist, was passiert ist, dass die unsichtbare Grenze überschritten wurde und die Strafe folgt. Sie beobachten aus der Ferne und sie sagen … nichts.

Psssst

Leise! Schweig und schau weg… sonst erwischt es dich auch! Und weil es Erklärung braucht für die Strafe, die die unsichtbare Grenze nicht liefert, wird die Überschreiterin gebrandmarkt. Die kann man sehen.
Hätte sie wissen müssen, hätte sie nicht tun dürfen, hat den Mund zu weit aufgerissen, darf sich nicht wundern. Ganz unschuldig wird sie wohl nicht gewesen sein! Hört sie jetzt auf? Geht sie jetzt weg? Macht sie was anderes?

Flucht in die Unsichtbarkeit

Wieder eine weg, wieder eine weniger. Und dann kehrt wieder Ruhe ein in der Gemeinschaft, im System.

 …bis zum nächsten Mal.