who cares? daten und fakten zu care-arbeit

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Maria Niedermayr ◄

Die Basics – Was bedeutet „Care-Arbeit?“

Der Begriff „Care-Arbeit“ bezeichnet die Tätigkeit des Sorgens und des Sich-Kümmerns. Dazu zählt sowohl Fürsorge für andere als auch Selbstsorge. Care-Arbeit fokussiert sich hauptsächlich auf betreuungsbedürftige Personengruppen wie Kinder, Kranke und Ältere. Care-Arbeit beginnt mit der Versorgung von Neugeborenen und Gebärenden, geht über die Erziehung, Bildung und Betreuung von Kindern bis hin zur Altenpflege und Sterbebegleitung. Des Weiteren bezieht sich Care-Arbeit auch auf die Pflege und Unterstützung im Falle von Krankheit und Behinderung. Care-Arbeit reicht über das familiäre Umfeld hinaus und findet sich auch unter FreundInnen, NachbarInnen und im Bekanntenkreis wieder.

Die „direkte Care-Arbeit“ beinhaltet sowohl die direkte Pflege, Betreuung und Erziehung, als auch die Verantwortung, Betreuungsaufsicht und Überwachung der betreuungsbedürftigen Person(en), inklusive der Planung der Arbeit von Betreuungspersonen und -institutionen. Unter der „indirekten Care-Arbeit“ versteht man hingegen Arbeit, die im Zusammenhang mit der Betreuung anfällt, wie zum Beispiel Kochen, Putzen, Waschen und Einkaufen. Kurz gesagt: Care-Arbeit bezeichnet den Akt des Sich-Kümmerns. Es ist wichtig, anzumerken, dass Care-Arbeit sowohl bezahlt (d.h. beruflich mit finanzieller Entlohnung) als auch unbezahlt erfolgen kann.

Wie äußert sich der genderspezifische Unterschied von Care-Arbeit im familiären Umfeld?

Eine deutsche Statistik (vgl. Zykunov 2022) zeigt, dass 42% der Väter in Elternzeit (deutsches Äquivalent zur österreichischen Elternkarenz) gehen während 98% der Mütter Elternzeit nehmen. Von den 42% der Väter gehen nur 7,6% mehr als zehn Monate in Elternzeit, 75,4% davon nehmen nur die in Deutschland obligatorischen zwei Monate in Anspruch. Bei den Müttern hingegen bleiben 95,4% mehr als zehn Monate in Elternzeit und nur 0,7% beanspruchen die obligatorischen zwei Monate.

Die Studie ergab außerdem, dass über die Hälfte der Väter (58%) nie Elternzeit nehmen während nur ein äußerst geringer Prozentsatz der Mütter (2%) keine Elternzeit in Anspruch nimmt. Anhand der Studie zeigt sich, dass Mütter nicht nur eher und häufiger als Väter in Elternzeit gehen, sondern auch länger in Elternzeit bleiben.

Man könnte annehmen, dass sich diese Zahlen in den letzten Jahren gebessert hätten. Eine weitere Studie zeigt jedoch, dass sich die Anzahl der im Care-Bereich arbeitenden Männer nur um einen geringen Prozentsatz geändert hat:

Laut dieser Studie betätigten sich 1992 knapp ein Drittel der Männer in der Care-Arbeit. Bis 2016 stieg die Prozentzahl der Männer in Care-Arbeit auf 37%. Anders gesagt, in einer Zeitspanne von 24 Jahren ist die Anzahl der Männer, die Care-Arbeit leisten, um nur 6% gestiegen.

Inwiefern spiegeln sich die Prozentzahlen im täglichen Zeitaufwand wider?

In einer durchschnittlichen heterosexuellen Beziehung in Deutschland verbringen laut einer Studie Männer 2 Stunden 31 Minuten pro Tag mir Care-Arbeit. Frauen hingegen 5 Stunden 18 Minuten pro Tag. Daraus ergibt sich ein Care-Arbeits-Gap von 110,6% täglich. Laut dem deutschen Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (vgl. 2019) wenden Frauen durchschnittlich 52,4% mehr Zeit pro Tag für unbezahlte Sorgearbeit auf. Zu dieser unbezahlten Sorgearbeit zählt auch Haushaltsarbeit. Eine Erhebung der Stadt Wien von 2008 (siehe https://www.wien.gv.at/menschen/frauen/stichwort/arbeit/unbezahlt.html)
ergab, dass Männer täglich 2 Stunden der Haushaltsarbeit zukommen lassen. Frauen hingegen beschäftigten sich damit 3 Stunden 42 Minuten täglich.

Inwiefern wirken sich diese gender-spezifischen Unterschiede auf Finanzen aus?

Laut der Stadt Wien werden zwei Drittel der unbezahlten Arbeit von Frauen geleistet. Im Gegensatz dazu werden zwei Drittel der bezahlten Arbeit von Männern erbracht. Auch in der Schweiz sind 62% der (unbezahlten) Care-Arbeit-leistenden Menschen Frauen (siehe Studien und Statistiken. n.d.).

Studien der Schweiz zeigen, dass der Wert von unbezahlter direkter Care-Arbeit bei 80 Millionen Franken liegt (ca. 77 Millionen Euro). Rechnet man die unbezahlte indirekte Care-Arbeit dazu, kommt man auf einen Wert von 100 Millionen Franken (ca. 97 Millionen Euro). 2013 lag der Wert von unbezahlten Care-Arbeitsstunden in der Schweiz bei 8,7 Milliarden.

Welche Folgewirkungen zieht dieser Geschlechterunterschied nach sich?

Aufgrund der unbezahlten Care-Arbeit bekommen Frauen um 41,86% weniger Pension als Männer, besagt eine Wiener Studie (vgl. Stadt Wien 2020). Der Faktor, dass Frauen weniger verdienen als Männer – Gender Pay Gap – spielt hier natürlich auch eine Rolle.

Weltweit werden circa drei Viertel der Care-Arbeit von Frauen geleistet. Frauen und Mädchen leisten damit täglich über 12 Milliarden Stunden unbezahlte Hausarbeit, Pflege und Fürsorge (vgl. Unbezahlte Hausarbeit, Pflege und Fürsorge. n.d.).

42% aller Frauen können aufgrund von Care-Arbeit keine Erwerbsarbeit verrichten. Bei den Männern sind es im Vergleich nur 6%. Zu den Folgen dieser genderspezifischen Unterschiede zählen Ungleichheit im Bildungsstand und weniger politische Beteiligung.

Die oben dargelegten Daten und Statistiken zeigen, dass Care-Arbeit eindeutig stark genderspezifisch ist. Diese Gender-Diskrepanz ist eng verbunden mit anderen Bereichen, in denen starke Gender-Unterschiede vorherrschen, wie etwa die Tatsache, dass Frauen, sofern sie doch einer Erwerbstätigkeit nachgehen, für dieselbe Arbeit weniger bezahlt bekommen als Männer (21% weniger in Deutschland). Dies wiederum führt dazu, dass sie im Laufe ihres Lebens weniger Einkommen erlangen (49% weniger in Deutschland). Außerdem fällt ihre Pension niedriger als die der Männer aus (53% weniger in Deutschland). Und das alles, weil sie im Vergleich zu Männern um 52% (in Deutschland) mehr Care-Arbeit leisten.

Quellen:
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2019). „Gender Care Gap – Ein Indikator für die Gleichstellung.“ https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/gleichstellung/gender-care-gap/indikator-fuer-die-gleichstellung/gender-care-gap-ein-indikator-fuer-die-gleichstellung-137294.
Stadt Wien (2020). Für ein selbstbestimmtes Leben im Alter für alle Frauen! [Broschüre].
Studien und Statistiken. (n.d.). http://www.info-workcare.ch/de/page/studien-und-statistiken.
„Unbezahlte Care-Arbeiten als Belastung für Frauen“ (2021). https://www.wien.gv.at/menschen/frauen/stichwort/arbeit/unbezahlt.html.
Unbezahlte Hausarbeit, Pflege und Fürsorge. (n.d.). Oxfam Deutschland. https://www.oxfam.de/unsere-arbeit/themen/care-arbeit.
Zykunov, A. (2022). Wir sind doch schon alle längst gleich berechtigt! Ullstein Buchverlag GmbH.