medien, macht, menschen.

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Gerald Kuhn ◄

Den ausreißer gibt es seit 2004. Braucht es ihn noch? Kann er im Kampf um die schnellen Tweets und Klicks mithalten?

Rasante Schnelligkeit & Echokammmern.

In den letzten zwei Jahrzehnten ist ein riesiges Tor aufgestoßen worden: der Bereich der sozialen Medien. Und die Entwicklungen auf diesem Gebiet sind atemberaubend schnell. Nicht alle kommen bei dieser Geschwindigkeit mit. Es ist eine nicht endende Informationsflut. Menschen können mit einem Mausklick ihr Innerstes in die Weiten des Internets auskippen. Die eigenen Blasen und Echokammern bestätigen wohlwollend die eigenen Ziele und Meinungen. Das Andere wird bekämpft, verachtet und abgelehnt. Die Grautöne werden leider nur von wenigen aufgenommen. Zum Überlegen scheint kaum Platz. Zeit, um sich Gedanken zu machen, bleibt ein Luxus.

Verhärteter Diskurs.

So kommt die Zeitung an die Wand und in die Stadt.

Die Covid-Pandemie zeigt exemplarisch ein schreckliches Auseinanderdriften der Gesellschaft. Der Versuch von Verständnis fehlt oder zieht häufig schon per se ein Einordnen in die gegnerische Gruppe nach sich. Ein verhärteter Diskurs lässt wenig Zuhören und Nachdenken zu. Anschuldigungen, Zuschreibungen, Vorurteile – das ist nichts Neues, wir drehen uns im Kreis. War früher alles besser? Mitnichten. Sinn oder Unsinn haben jedoch vor ca. 20 Jahren viel langsamer die Wege in die Breite der Gesellschaft gefunden. Das Kübeln von Statements funktioniert jetzt mit einem Mausklick und könnte im (un)günstigen Fall millionenfach gelesen werden. Vor 20 Jahren war das eben, wie erwähnt, nicht so. Da dauerte Verbreitung zumindest so lange, bis die ersten Radiostationen die Berichte in ihre Stundennachrichten aufnahmen.

Einstellungsänderungen brauchen Zeit.

Um Einstellungen oder Meinungen nachhaltig zu verändern, benötigt es jedoch gerade das: Zeit. Ideen und Gedanken müssen sickern bzw. reifen. Es braucht nachvollziehbares Verständnis. Ein solches ist nachhaltig und kann niemals angeordnet werden. Besserwissen und Abwerten sind nur negative Brandbeschleuniger.

Der ausreißer, der nur alle zwei Monate erscheint, kann und will in dieser Schnelligkeit nicht mithalten. Was der ausreißer aber kann, ist in seiner Langsamkeit auf Wänden und natürlich auch in den Weiten des Internets mit seinen vielfältigen Sichtweisen Problemfelder beleuchten oder Interesse anregen und so kritisches Hinterfragen oder Lernprozesse in Gang setzen.

In diesem Sinne Richtung Zukunft – Richtung 200er Ausgabe!