Gerhard Gross, Kulturvermittlung Steiermark ◄
Der Verein Kulturvermittlung Steiermark hat sich seit seiner Gründung in zahlreichen Initiativen zum Ziel gesetzt, die Idee der Menschenrechte aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu beleuchten und sie dadurch immer wieder in Erinnerung zu rufen. Das Writer/Artist in Exile-Programm (seit 1997), der Menschenrechtsweg im Grazer Leechwald (seit 2007) oder der seit 2023 vergebene Menschenrechtspreis sind nur einige Beispiele neben einer Vielzahl von Ausstellungen und Projekten, die die Diskriminierung und Benachteiligung von Menschen auf Grund sozialer, kultureller oder politischer Unterschiede thematisieren und zur Diskussion stellen. Vor allem junge Menschen zu erreichen und für diese Thematik zu sensibilisieren ist dabei ein besonderes Anliegen. Im Rahmen der Ausstellungsprogramme im Grazer Rathaus haben wir in den vergangenen Jahren den Internationalen Tag der Menschenrechte bzw. der Kinderrechte zum Anlass genommen, um ausgewählte Themen unter dem Leitsatz „gestern – heute – morgen“ in den Fokus zu rücken.
2024 – 30 Jahre nach dem beispiellosen Genozid in Ruanda – braucht es Aufarbeitung, Gedenken und Öffentlichkeit mehr denn je. Unter den Folgen des Völkermordes leiden Generationen von Opfern und deren Familien, in der Diaspora und im Land selbst. Dieser Jahrestag hat uns in irritierender Weise aufgezeigt, wie wenig bei vielen Menschen hierorts davon noch in Erinnerung geblieben ist – vielleicht auf Grund der zeitlichen und geografischen Distanz und damit des Fehlens eines persönlichen Bezugs. Und wie schnell es – trotz des unfassbaren Ausmaßes dieser Tragödie und seiner überregionalen Folgen – von anderen, oft banalen „Themen“, die unserer Gesellschaft näher sind, überlagert wird. Dem Vergessen, Verdrängen oder Ignorieren soll mit einer Doppelausstellung in der Foto- und Jugendgalerie des Grazer Rathauses begegnet werden, in der Menschen und deren Schicksale vorgestellt werden. Ausgehend von dieser menschlichen Ebene wird vielleicht ein Verstehen, ein Mitfühlen und ein Lernen aus diesen Erfahrungen ermöglicht werden. Es wird daran erinnert, dass Menschenrechte und Demokratie kein selbstverständliches Gut sind, sondern auch Rechte und Pflichten nach sich ziehen, die von jedem einzelnen Menschen in der Gesellschaft getragen werden müssen.
„Jedem Genozid geht ein Prozess der Mobilisierung, Hetze und Entmenschlichung voraus. Nur so wird ein derartiges Verbrechen ermöglicht. Dessen sollten wir uns angesichts der aktuellen Entwicklungen in Europa und weltweit nicht nur bewusst sein, sondern auch aktiv dagegen auftreten.“ (Evelyn Schalk)
Die Kulturvermittlung Steiermark bedankt sich bei Aurélia Kalisky, Ancilla Umubyeyi und Magnifique Neza, ohne deren Expertise und Erfahrungen dieses Projekt nicht in angemessener Weise umgesetzt werden hätte können. Vielen Dank auch an Evelyn Schalk für die Möglichkeit, unser Projekt in dieser Sonderausgabe des ausreißer vorzustellen.