Grenzenloser Feierspaß in der Volkskulturstadt Gradec

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Martin Murpott ◄

Wer schreit wieder nach alten Traditionen
Zapfenstreich im Fackellicht
Sie sind so geil auf Traditionen
Denn Deutsch ist gut
Und Pflicht ist Pflicht
(„Tradition“ – Middle Class Fantasies)

Haben Sie Gradec schon bei Nacht erlebt? Müssen sie auch gar nicht mehr! Dank der volkskulturellen Erhebung in der Stayermark können Sie nämlich als Urlaubsreisender schon am Vormittag ohne schlechtes Gewissen damit beginnen, sich mit Alkohol die Lichter auszuschießen. Möglich gemacht hat dies das „Konzept der Nationalen Alternativlosigkeit“ – von den inzwischen schutzzensurierten Gegnern unserer deutsch-ostarischen Kulturrevolution auch liebevoll „Kahlschlag“ genannt. Also rein in die schlecht verarbeitete Lederhose, rein ins rosa Plastikdirndl und rein in die geschmacklosen weißen Sneakers von Lacoste, denn bei uns gibt es Aufstayrern das ganze Jahr über. Besuchen Sie eines der großen Dauerzeltfeste am Gradecer Lend-, Jakomini- oder Anton Reinthaller-Platz und shoppen Sie früh, bis Ihnen bereits zu Mittag die Blase platzt!

Vorbei die Zeiten, in denen man sich den ganzen Tag in irgendwelchen halbentarteten Galerien zeitgenössische Kunst ansehen musste oder von einer verhipsterten Vernissage zur anderen rannte, nur um seine heimatlichen Gutmenschenfreunde beeindrucken zu können. Vorbei die Zeiten, in denen man sich verpflichtet fühlte, am Abend im ehemaligen Forum Stadtbahn eine versiffte Garagenrockgruppe oder im mittlerweile gesprengten CLUB eine Punkerformation zu besuchen. Vorbei die Zeiten, in denen es mehr als Richard Wagner, Odin Wiesinger, Karl May und der John Otti Band bedurfte, um kulturell am neuesten Stand zu sein. Queeres Leben? Fehlanzeige! Shayala Arabica Festival? Nicht mit uns! Ausländische Straßenclowns bei La Straßa oder deutschfeindlicher Rassismus in quasikommunistischen Jugendzentren? Nein, danke!

Durch die stechschrittweise Anhebung des Kulturbudgetanteils für Volkskultur in den Jahren 2025 – 2028 auf insgesamt 88% ist nämlich in Gradec nun endlich Schluss mit Tschin-Bumm-Musik, mehr als einem Geschlecht oder unsteirischem Spaß ganz allgemein! Nach Jahren voller gottloser Provokationen durch linkslinke Tagediebe steht seit heuer der Schutz der stayrischen Heimat, ihres Brauchtums sowie ihrer Traditionen nicht nur im Vordergrund, sondern auch in der Landesverfassung. Im Gegenzug wurden alternative Kunstschaffende aus ihrer Abhängigkeit von staatlicher Kulturförderung befreit. Sie alle genießen inzwischen die Autonomie, ihr Leben durch wahre Arbeit und wahren Lohn zu finanzieren.

Essen & Trinken

Veganes Essen mit oder auch ohne Migrationshintergrund wurde fast so zügig aus dem öffentlichen Leben verbannt, wie Paxlovid aus lokalen Apotheken. Vertilgen Sie ihr Schweinsschnitzel nach Wiener Art wie schon unsere Vorväter in XXL und schauen Sie bei Eiernockerln mit grünem Salat nicht mehr aufs Datum. Bestellen Sie zum Nachtisch endlich wieder Ihren „eh schon wissen“ im Hemd, ohne deswegen wochenlange Diskussionen mit irgendwelchen grünen Sprachbolschewisten oder gar Betroffenen führen zu müssen. Statt Whiskey aus den ehemaligen Besatzerländern wird in stayrischen Wirtshäusern nur mehr Zirbenschnaps aus dem Murtal verkostet, und wenn Sie eine Kornblume am Revers tragen, bekommen Sie sogar einen Obstler gratis dazu.

Unterteilt werden dabei die gastronomischen Betriebsstätten in drei Preiskategorien, die sofort am Namenszusatz ersichtlich sind. So wird man etwa im Goldenen Hackher-Löwen sicher um einiges mehr löhnen müssen, als in der Silbernen Wolfschanze. Dagegen sind Lokale wie der Bronzene Mensurzipfel oder der Bronzene Schmiss am ehesten mit klassischen Würstelständen oder Schnellimbissen vergleichbar. Reine Trinkbetriebe werden im Volksmund als Bude oder Wind’n bezeichnet. Sie bieten zwar kein Essen an, warten aber mit einer Vielzahl an großdeutschen Bieren, Weinen und Schnäpsen zu fast erschwinglichen Preisen auf. Sollten Sie zwischendrin dann doch einmal Lust auf eher exotisches Essen wie Curry, Kebab oder Pizza haben, fahren Sie am besten nach Wien, Ankara oder Dschibuti und kommen nie wieder zurück!

Übernachten

Neben einer überschaubaren Zahl an Hotels in der Innenstadt und mehreren Zeltlagern am Stadtrand bietet Gradec die Möglichkeit, sich steuerfrei in sogenannte Reichsgrantlereien einzulogieren. Wo nämlich früher Künstlerinnenwohnungen und Ateliers vermietet wurden, betreiben heutzutage meist ältere Seniorinnen kleine Herbergen mit Mehrbettzimmern, um sich ein wenig ihre Mindestpension aufzubessern. Genießen Sie einfache, aber bequeme Schlafräume mit typischem „in den 1970ern war alles besser“-Flair und einem Kreuz ihrer Wahl an der geschmackslos tapezierten Altbauwand. Führen Sie mit ihrer Hauswirtin hochpolitische Gespräche darüber, welche geheimen Mächte wirklich an den Missständen in Ostarien schuld sind, während man Ihnen Häferlkaffee serviert. Essen Sie ein Stück Zwetschkenfleck und lassen sie sich aus zweiter Generation über den glorreichen Wiederaufbau des Landes nach Ende des zweiten Weltkriegs berichten. Wenn Sie Glück haben, gibt es bei der Abreise noch ein gemeinsames Foto im Postkartenformat sowie ein Extrawurstbrot mit Gurkerl für den Weg!

Museen und Gedenkstätten

In Gradec gibt es an die 20 Museen, die sich rund um das ehemalige Mekka der Gradecer Banden- und Klankriminalität verteilen: den Griesplatz! Selbiger galt zu Zeiten grüner Einflussnahme streckenweise gleich hinter Port-au-Prince und Wien-Brunnenmarkt als einer der drei gefährlichsten Orte der Welt. Inzwischen sind die hunderten Hinterhofmoscheen und Dönerläden im Zuge der großen Rücksiedlung von 2026 den Räumlichkeiten des Museumsdachverband Kasparneum gewichen. Auf insgesamt fast 1000 qm² Fläche erfährt man von Major Hackhers heldenhafter Verteidigung des Schlossberges bis hin zum 2024 einsetzenden großen Politumbruch alles über die Gradecer Stadtgeschichte.

Zu den Höhepunkten der Museumslandschaft gehört wohl definitiv die Dauerausstellung Ehemalige Feindesmedien. Hier wird unter anderem beleuchtet, warum sich Wände besser zum Stellen eignen, als zum Plakatieren halbherziger antifaschistischer Politsatire.  Auch wird die Vergangenheit des heutigen Radio freies Königsberg skizziert, das 2025 aus linksextremistischen Händen entfördert wurde, und sich mittlerweile als Vorzeigeprojekt völkischer Musikverständigung etabliert hat. Die größte Gedenkstätte der Stadt befindet sich übrigens in der Lagergasse 98a und widmet sich den sozialen sowie wirtschaftlichen Opfern der zwischen 2022 und 2026 herrschenden kommunistischen Ökodiktatur.

Was man besser unterlassen sollte

Der typische Stayrer ist gemäß der Tourismusverordnung „neu“ von November 2025 heimattreu, zumindest getauft und hat keinen Migrationshintergrund, der über ehemalige Kronländer oder Reichsgebiete hinausgeht. Er hat nicht nur physiologisch betrachtet sein Herz am rechten Fleck, sondern auch ideologisch. Er wird Sie mit offen Armen empfangen und als Freund behandeln, solange Sie ihm regelmäßig zustimmen. Was Sie allerdings tunlichst vermeiden sollten ist, ihn mit sogenanntem Gutmenschentum zu brüskieren.

So stößt es beispielsweise auf wenig Gegenliebe, wenn Sie das berechtigte Fehlen von geschlechtergerechter Sprache jeglicher Art kritisieren. In Gradec sind Frauen grundsätzlich mitgemeint, egal ob es sich dabei um Fußballmannschaften, Ärzte oder Herrenmode handelt. Ebenfalls ist es ratsam, sich bei Erzählungen über die erste Hälfte des vorherigen Jahrhunderts mit Antworten à la „es hat ja keiner was gewusst“ oder „man wäre ja sonst selber erschossen worden“ zufriedenzugeben. Am besten vergessen Sie in persönlichen Gesprächen mit indigenen Einheimischen einfach überhaupt nie, dass sich Gradec zu einer traditionellen Stadt entwickelt hat, in der man Lichterketten primär mit Christbäumen und Klimakleber mit Terrorismus assoziiert. Ein Gast gilt hier nur so lange als König, solange er sich an abendländische Werte, Verbrennungsmotoren sowie den Empfehlungen dieses Reiseführers orientiert.