Entzug der Kulturförderung für den ausreißer – Die Grazer Wandzeitung

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Offener Brief der Generalversammlung der IG Autorinnen Autoren

Dem ausreißer – Die Grazer Wandzeitung wurden nach 20 Jahren kontinuierlicher Förderung unter der neuen blauschwarzen steirischen Landesregierung im Jahr 2025 erstmals die Kulturförderungsmittel gänzlich gestrichen.

Die anderen bisher bekannt gewordenen Kürzungen im Kunst- und Kulturbereich in der Steiermark betragen zwischen 14 und 57 Prozent, in einigen wenigen Fällen wurden auch keine Kürzungen vorgenommen.

Die ­– wohl politisch motivierte – komplette Einstellung der Förderung für den ausreißer ist existenzgefährdend und stellt darüber hinaus in ihrer Einseitigkeit einen Angriff auf die Presse- und Kunstfreiheit dar.

Damit der ausreißer werbefrei, ohne Paywalls, frei zugänglich für alle publiziert werden kann, basiert der überwiegende Teil seiner Finanzierung auf öffentlicher Kulturförderung. Diese wird auf kommunaler, regionaler und Bundesebene nach strengen Auswahlkriterien und mit strengen Kontrollen vergeben. Seit 20 Jahren gibt es den ausreißer und genauso lang erfüllte er diese Kriterien, sodass seine Ausgaben ungeachtet wechselnder politischer Machtverhältnisse erscheinen und er seine Aktivitäten sukzessive ausweiten konnte.

Zum ersten Mal wird ihm jetzt die Förderung verweigert. Die Begründung dafür lautet: Sein „Erscheinungsbild“ sei nicht mehr „zeitgemäß“. Für genau dieses „Erscheinungsbild“ wurde allerdings der ausreißer 2021 mit dem Alexander-Sacher-Masoch-Preis ausgezeichnet.

Der ausreißer wird auf drei Wegen verbreitet, als Wandzeitung, als Printmedium und als Online-Medium. Er veröffentlicht ihm von seinen Autorinnen und Autoren kostenlos zur Verfügung gestellte Originalbeiträge. Er ist der Kunst, Kultur und dem Qualitätsjournalismus verpflichtet. Er publiziert auf seiner Webseite und auf seinem Blog tatsachen.at vertiefende Reportagen, Interviews und literarische Texte zu aktuellen lokalen wie internationalen Entwicklungen. Er setzt sich für eine offene Gesellschaft ein und gegen Fake-News und Hetze, ebenso im kommunalen und regionalen wie im digitalen Raum.

Angesichts der anstehenden Reduktion der Budgetmittel für Kultur der Stadt Graz und der vergleichbaren Lage auf Bundesebene (was zum Teil auch Kooperationspartner/innen und damit in der Folge wiederum den ausreißer betrifft) muss sich der ausreißer auf einen Verlust von voraussichtlich fast der Hälfte seines Jahresbudgets einstellen und ist vor die Frage gestellt, ob und wie er das überlebt.

Die IG Autorinnen Autoren fordert die Landesregierung der Steiermark dazu auf, ihre nicht haltbare Begründung für den Förderungsentzug zurückzunehmen und statt ihrer ganz offensichtlich gesteuerten Kürzungspolitik zu einer objektiv nachvollziehbaren Förderpolitik bei den von ihr gekürzten Kulturförderungsmitteln zu kommen. Eine auf einer nicht zutreffenden Allerweltsbegründung beruhende 100prozentige Kürzung stellt ganz sicher keine objektiv nachvollziehbare Förderungspolitik dar. Wir fordern die Steirische Landesregierung zur Zurücknahme ihres 100prozentigen Förderungsentzugs für den ausreißer auf.

IG Autorinnen Autoren
Die Generalversammlung
Wien, 23.2.2025