uns beeinflusst, was wir zu bemerken meinen

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blumenleere

im rahmen meiner paedagogischen ausbildung wurde mir, recht vehement, u.a. folgendes nahegebracht respektive -gelegt – & nein, ich bezweifle keineswegs die alltagstauglichkeit der ueber die naechsten zeilen hinweg knapp skizzierten praktischen anwendung, hat sie sich doch oft genug fuer mich bewaehrt, allerdings halte ich die grundannahme, auf der sie basiert, fuer vollkommen falsch –, naemlich gaebe es eine fundamentale, eine klare trennung zulassende differenz zwischen beobachtung & interpretation. um weitestgehend unvoreingenommen festzustellen, was z.b. ein kind wirklich tut, sei der wohl sinnvollste weg, kleinschrittig erst voellig(!) neutral(!) seine – primaer audiovisuell – wahrgenommenen handlungen – & sprachlichen & impliziten aeuszerungen – zu notieren & erst danach, am besten im austausch mit anderen, zu deuten, welchen inhalt – einschlieszlich der beweggruende des kindes – die situation in wahrheit gehabt haben koennte. mich stoerte & stoert, indes, die nicht verifizierbare behauptung, eine beobachtung koenne (voellig) neutral sein. beobachte ich voellig neutral, so beobachte ich m.e. genau nichts (besonderes) bzw. undifferenziert alles auf mich einprasselnde. in dem moment, in dem ich anhand meiner in elektrische signale uebersetzten &, nachdem sie meine nervenbahnen entlangjagten, mein gehirn infizierenden, akkumulierten reize fuer mich benennbares auskristallisiere, details hervorhebe & praeferiere, enthebe ich sie ihrer ambivalenz & meine integrierten, von mir mittels erfahrung, hoerensagen usw. usf. etablierten schablonen (kategorisierungen: einzwaengen, verbiegen & umwandeln der eh in deutlichst mannigfaltigkeitsreduzierte impulse transponierten erscheinungsformen zugunsten eindeutigkeit simulierender, unvergleichliche einzigartigkeit mit uniformierungen nihilierender raster) werden taetig & jedwede neutralitaet ist dahin. ergo enthaelt eine beobachtung – sowieso: ein akt? – stets bereits eine sie lenkende, auswertende & fokussierende interpretation – stellt eventuell gar eine besondere form von echtzeitinterpretation des einem begegnenden dar, die fuer einen persoenlich, wegen mangelnder sachkenntnisse, beschraenkung der aufnamefaehigkeit usw. usf., nicht erfassbares ausblendet –, reine (?!) interpretation, insbesondere nachtraegliche auf irgendeine art & weise dokumentierten materials, dahingegen, nicht zwangslaeufig mehr die beobachtung, auf die sie sich bezieht, & unter umstaenden ueberhaupt keine – mit ausnahme der dem gelingenden funktionieren der interpretation mindestnotwendigen. ferner: stichwort konstruktivismus. indem ich nie sehen kann, was du siehst – & vice versa –, bin ich eine von der deinen kategorisch divergierende beobachtende persona, deren beobachtungen, dazu analog, nie identisch mit deinen sein koennen, selbst, wenn wir eine voellig deckungsgleiche aeuszere perspektive haetten, allein deswegen, weil wir via unterschiedliche schemata unterschiedliche gegenstaende, bewegungen etc. etc. etc. zu erkennen glauben. die unglaublich arg begrenzten schlitze, durch die wir (nicht-trivialen mit tendenz zu trivialen maschinen …?) lugen, nehmen sie nicht im laufe unserer leben zunehmend die umrisse unsrer vorurteile, einschraenkungen & ideologien an? gut; bleiben wir noch ein kleines bisschen auf paedagogischem terrain & zwar dem des kindergartens. hier findet innerhalb einer sogenannten demokratie eigentlich untragbares statt: die fachkraft vereint in personalunion prinzipiell saemtliche vier gewalten, sie praegt die strukturen, das setting, verbalisiert & definiert die regeln – laesst sie erwaehnenswerte partizipation zu, so ausschlieszlich ihrem wohlwollen, ihrem guten willen geschuldet … –, verurteilt & ahndet verstoesze, belohnt erwuenschtes verhalten & kommuniziert ihre sicht der dinge als wahrheit an erziehungsberechtigte &, brainwashing, schutzbefohlene. das soll natuerlich abgepuffert werden, durch teamarbeit – gegenseitige ueberwachung – sowie gewisse sonstige kontrollmechanismen & -methoden von auszen; de facto bildet dergleichen dennoch weit ueber das offiziell standardmaeszig postulierte masz hinaus den status quo. woraus nebenbei resultiert, dass ethos, befaehigung & motivation der fachkraefte signifikant & nachhaltig einfluss auf das dasein der kinder in den kitas &, nachwirkend, jenseits davon zeitigen. beschaeftigen wir uns jetzt aber endlich expliziter mit presse. eine neutrale presse existiert nicht, kann nicht existieren, schlieszlich – ein zweischneidiges schwert: bevormundung bis entmuendigung (presse determiniert & bewertet, ob & wie bestimmte ereignisse ueberhaupt in berichte hineinmuenden duerfen) der informationsversorgten masse (zielgruppe …) kontra schutz vor dem diffusen rauschen eines uns erschlagenden, undurchdringlichen & unuebersichtlichen wusts aus letztlich primaer nebensaechlichkeiten – betreibt sie selektion: sie extrahiert aus einer unglaublichen fuelle an unablaessig stattfindenden, durchaus allgemein insoweit relevanten ereignissen aufgrund fuer auszenstehende nicht unbedingt immer gaenzlich nachvollziehbarer kriterien eine verschwindend geringe menge einzelner heraus, schraubt an der komplexitaet herum, unter logischerweise potentiell sinnverdrehender auslassung bestimmter details, zugunsten einer besseren verstaendlichkeit, andererseits erhoeht sie sie bisweilen, weil zu simples nicht plausibel wirke, & produziert letzten endes kein deckunsgleiches abbild der welt, sondern meinungsmodellierende, ueberproportional punktuelles forcierende datenverzerrende propaganda (sie sendet nicht fuer sich, ihre botschaften sind intentional & sie spekuliert demenentsprechend auf wirkung). es gibt auch nicht die presse. wir haben mehr bis minder lose & feste zusammenschluesse von einzelorganismen, die ihren eigenschaften gemaesz ihre nie je neutralen – erneut: ein komplett neutrales wesen wuerde gar nichts hevorheben (koennen) – beobachtungen partiell in form vermeintlicher objektivitaet praesentieren. politische verortungen par exemplum von zeitungen verleihen den grunddaten die jeweils dort praeferierte faerbung. hinzu kommt das problem der herkunft: das gros der auf uns einstuermenden groeszeren meldungen – durch die diversen prismen der uns zu informieren suchenden organe zerstauebt & ausdifferenziert – entspringt urspruenglich mitunter einer bis sehr wenigen, womöglich marginal ueberpruefbaren quellen, entsprechend selten just jener persona, die darueber gewissermaszen spricht. spielen wir den hypothetischen extremfall durch: wir haben blosz einen einzigen blickwinkel, der verwendet – ge- & missbraucht – wird, durch kuenstliche nachbearbeitung – auf diversesten kanaelen verbreitete, voneinander divergierende interpretationen; hinzufuegen & wegnehmen von bedeutungen – vieler, die illusion von multiperspektivitaet zu erzeugen, derweil alle drueber gestapelten blickwinkel lediglich um zusaetzliche kontexte ergaenzte derivate des einen urspruenglichen sind, statt, wie der erweckte eindruck, tatsaechliche verschiedene vor ort gewesene blickwinkel auf das beschriebene, einst mutmaszlich ereignet sich habende ereignis. & hierdurch enthuellen wir mit den wesentlichsten grund, weshalb wir nachrichten grundsaetzlich kritisch & mit vorsicht genieszen sollten: die ausgangsdaten, die verwendung finden, um sie zu kreieren, sind bezueglich ihrer umfangs oft mickrig & zerstueckelt – fragmentarisch –, verzogen & schief, erfahren nichtsdestotrotz, dank ihrer weiterverarbeitung, eine aufblaehung zu unkontrolliert expandierenden, quasi virtuellen (hyper?)realitaeten. zahllose nachrichten beziehen sich auch nicht auf konkret materiell fassbares, vielmehr berichten sie ueber aussagen, deren wahrheitsgehalt sich ihrer fallweise obskuren (& opaken?) abstrakten natur halber nicht endgueltig pruefen lassen mag. & damit zurueck zu interpretationen: sie erschaffen fiktionen mit maximal (fiktiver) annaeherung an eine sinnlich sowieso nicht holistisch erfass- & konstatierbare wirklichkeit & die auf ihr fuszenden phaenomene. sie weisen ihren konstrukten sinn zu. waehrend ein beobachtendes system teil eines es umfassenden, ihm uebergeordneten systemes ist, ueber dessen spezielle aspekte es durch sein aktives beobachten & referieren fuer ihn mit sinn gefuellte aussagen taetigt, modifiziert es sich & automatisch das es umfassende system, da es sich seinen beobachtungen gemaesz verhaelt & dahingehend, wiederum aktiv, dessen prozesse mit beeinflusst. insgesamt bedeutet das summa summarum mitnichten, presse waere sinnlos – wie wir hergeleitet haben, ist sie ja geradezu essenziell sinnverhaftet … –; das gegenteil duerfte der fall sein, gleichwohl es sich empfiehlt, genauer hinzuschauen, welchen kreisen welche nachrichten enspringen & darueber zu reflektieren, inwiefern verschiedene deutungen ein- & desselben sachverhalts ein uns nuetzliches umfassenderes bild zu generieren helfen – eines, das sich mithilfe unseres kritischen geistes entwickelt, ohne zu verhaerten & ohne, dass wir pathologischem glaubenwollen auf den leim gehen oder danach trachten, jedes wort zu woertlich zu nehmen.