Ein Beispiel am Projekt „Hospiz macht Schule“
Elisabeth Hutter ◄
im C haos C hancen sehen
die A ngst A nnehmen können
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und E rlebnisse E inander anvertrauen …
… kann Sorge tragen für sich selbst und für andere im alltäglichen Leben sichtbar machen – vor allem auch bei Kindern.
Im schulbezogenen Projekt „Hospiz macht Schule“ wird Kindern die Möglichkeit geboten, über traurige Erlebnisse, Ratlosigkeit, Ängste … vertrauensvoll zu sprechen, damit ihr kindliches, emotionales Chaos heilsame und stärkende Ausdrucksformen erhält und wieder Struktur in ihr Leben kommen kann.
An der Volksschule Lödersdorf in der Südoststeiermark durften die SchülerInnen an diesem Projekt über Trauer des Hospizvereins Steiermark teilnehmen. Wenn es im Leben zu Trauersituationen kommt, man sich im Gefühlskarussell dreht, sich verloren vorkommt und nicht mehr weiterweiß, ist es gut zu wissen, dass es die Hospizbewegung gibt, bei der man Hilfe und Begleitung sowie wertvolle Informationen im Umgang mit Trauer bekommen kann.
„FRÜH GENUG und NICHT VERDRÄNGEN“ ist ein Hauptanliegen des Projekts „Hospiz macht Schule“ – das ist jedoch für viele eine schwer anzunehmende Fürsorge, vor allem für Erwachsene, weil man ein Stück weit aus sich herausgehen muss und sich dabei selbst preisgibt. Kinder tun sich viel leichter über sich und Widerfahrnisse ihres Lebens zu reden.
Deshalb ist Trauerarbeit Lebensschule und kann nicht früh genug beginnen, denn Kinder wissen und erleben es, dass sie im Leben nicht immer fröhlich, gut gelaunt, erfolgreich, glücklich… sind. Sie erleben oft traurige Situationen – ausgelacht werden, ausgeschlossen, einsam, hilflos, verletzt, unverstanden… sein, Leiden, Krankheit, Verlustängste und Sterben. Dadurch befinden sie sich in einem Wechselbad von Gefühlen und diese Gefühle, wie Traurigkeit, Zorn, Wut, Ohnmacht, Hoffnungslosigkeit, Angst, Hilflosigkeit…, dürfen dann auch sein. Wie sie damit umgehen können, das erfahren und üben die Kinder im Projekt mit geschulten, ehrenamtlichen HospizmitarbeiterInnen. Diese Fürsorge in Trauersituationen geschieht mit den Kindern im geschützten Rahmen, in dem sie über Leben, Sterben, Trauer, Tod… ins Gespräch kommen, einander zuhören, sich in Rollenspielen mit hilfreichen Tipps ausprobieren, durch kreative Arbeiten ihre Gefühle zum Ausdruck bringen… und so Orientierungshilfen für ihr ganzes Leben erhalten.
Sorge – Fürsorge – Selbstfürsorge müssen geübt werden, das kann nicht früh genug beginnen. Einige Eckpfeiler des Projekts „Hospiz macht Schule“ sind:
• Zuhören ist wichtiger als Ratschläge
• Weinen ist erlaubt und oft hilfreich
• Bei Gefühlsäußerungen darf niemand ausgelacht werden
• Wenn Gefühle hochkommen, darf niemand verletzt werden
• Trost spenden und Berührungen sind erlaubt, wenn es der/die Betroffene möchte
Im Laufe des Projekts wurde für mich, als stille Beobachterin, deutlich sichtbar, dass bei Kindern die Hemmschwelle, über ihre Traurigkeiten zu reden, mit zunehmender Vertrautheit und durch das Einüben verbaler Ausdrucksweisen sowie Gesten, gesunken ist. Unterschiedlichste und kreative Lösungswege konnten dadurch leichter gefunden und ausprobiert werden. Interessant war es, dass anfangs vor allem die älteren Kinder aus ihrer Verlegenheit und Sprachlosigkeit heraus über Trauriges zu kichern begannen. Besonders ergreifend waren Momente, wenn SchülerInnen für ihre Erlebnisse und Gefühle Worte fanden und ihr gesenkter Blick sich hob. Oder wie sie durch kreative Ausdrucksformen, wie Rollenspiele, bildnerische Gestaltung, Tanz… über sich berichten konnten. Somit zeigt sich für mich, dass man mit CARE-Arbeit in Trauersituationen für sich und für andere früh genug beginnen muss, damit zwischenmenschliche Fürsorge angenommen und gegeben werden kann und auch stärkend wirkt.