Renate Kordon ◄
Für mich wurde durch die Pandemie vor allem ein Projekt verhindert, dass ich gemeinsam mit einem Trickfilm-Studio in Irland durchführen wollte. Ich hatte eine Förderung für meine FABULI Episoden bekommen und geplant, diese mit irischen TrickfilmkünstlerInnen gemeinsam auszuführen.
Durch die Unmöglichkeit persönlich zusammenzukommen musste ich mich komplett umstellen und die Arbeit alleine in Angriff nehmen. Alle, die Trickfilmarbeit kennen, wissen wie einsam das sein kann. Dabei hatte ich mich so auf die Zusammenarbeit und den Austausch in der Gruppe gefreut! Die ersatzweise abgehalten Zoom-Treffen ersetzten das Kennenlernen und gemeinsame Planen nicht. Darüber hinaus empfinde ich die vielen Zoom-Meetings als sehr anstrengend und schlecht für die Augen und sie ersetzen nur scheinbar das soziale Miteinander. Es gab aber auch positive Situationen, etwa, dass ich von zu Hause aus an Treffen teilnehmen konnte und es mir so ersparte, weite Strecken fahren zu müssen. Ich habe in dieser Zeit begonnen, Social Media mehr zu nützen, was aber kein Ersatz für Freundschaften im realen Leben ist. Für mich wird das Digitale das Analoge daher nie ersetzen können.
Abgesehen vom Trickfilm-Projekt hat sich meine Arbeitsweise im Allgemeinen durch die Pandemie nicht verändert. Weiterhin fahre ich zirka 20 Minuten mit dem Rad von meiner Wohnung ins Atelier und zurück und arbeite dort meist alleine. Doch die gesamte gedrückte Stimmung in der Stadt war für mich stark zu spüren.
Zugleich wurde mir bewusst, dass es ein besseres Erkennen des Wesentlichen benötigt und mir mehr als je zuvor klar, dass wir uns gegenseitig „in echt“ brauchen.
Was Galerien und Museen betrifft, wäre eine normale Öffnung während des ersten Lockdowns mit Vorsichtsmaßnahmen absolut sinnvoll gewesen, um den Menschen mehr Zugang zu Kunst zu ermöglichen.
Renate Kordon beschäftigt sich als freischaffende Künstlerin mit Skulptur, Installation, Malerei, Zeichnung, Fotografie und Animation. Ihre Arbeiten wurden auf zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt. Windspiel Spielfeld an der Slowenischen Grenze ist eines ihrer Kunstprojekte im öffentlichen Raum. Kordon ist Gründungsmitglied der ASIFA Austria und Mitglied der Wiener Secession. 2010 gründete sie das „Institut für ZEITverschiebung“ in Graz. Aktuell lebt Renate Kordon in Wien.